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Höhe. In ihrer Definition beschreibt sie die Entfernung über der Erdoberfläche. Viele Menschen entwickeln Ängste und überwinden sie in ihrer kurzen Lebenszeit meist kein einziges Mal. Ich stattdessen begegne ihr jeden Tag. Ob warm oder kalt. Das Wetter spielt keine Rolle. Die Zeit spielt keine Rolle. Mein Dasein spielt keine Rolle mehr. Ich stecke in einem Körper fest, welcher keine Schmerzen spüren kann. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass mich meine Seele verlassen hat. Mir ist bewusst, wie es zu diesen Umständen gekommen ist. Doch auch begegne ich meinen Gedanken mit einer vollkommenen Gleichgültigkeit, dich mich taub werden ließ. Meine Außenwelt ist stumm. Sie bewegen ihre Münder, aber hören tue ich nichts. Und so starre ich dem Himmel entgegen und warte.

Dabei weiß ich nicht einmal, was genau ich mir erhoffe. Ein Ende dieses tragischen Daseins? Oder vielleicht eine spannende Wendung? Ich schließe meine Augen und streiche dabei über das raue Seil an meinem Hals, welches ich mir vor geraumer Zeit mehrmals umwickelt hatte. Das war mein erster und letzter Versuch mit meiner schwachen Eigeninitiative die Dunkelheit unendlich zu machen. Doch dieser Moment zeigte mir nur, dass ich diesem Schicksal keineswegs entfliehen kann. Ich bin eine Ewigkeit an die Trägheit gebunden. Dabei hatte ich damals nur den Wunsch eine Pause vor dem Druck der Welt zu bekommen. Heute weiß ich, dass dies ein fataler Fehler war.

Mir entweicht ein tiefes Seufzen. Selbst die Hilfe der Menschen bringt mir nichts. Bei dem kürzesten Kontakt erwecke ich die dunkelsten Gefühle in ihnen, die sie sich nicht einmal im Traum vorstellen können. Und ich lebe mit diesen Emotionen, als wäre es das tägliche Stück Brot, welches auf dem Frühstückstisch landet.

Selbst die Müdigkeit holt mich bei den schneller Gedankengängen ein und zwingt mich meist zu einem unruhigen Schlaf. Erholung ist ein Zustand, der mir seither fremd ist. Ich kann nicht einmal beschreiben, wie es war in Ruhe leben zu können.

Eine leise Stimme in meinem Kopf flüstert mir zu, dass ich mich auf den Himmel konzentrieren soll. Die Farben lassen meine Dunkelheit für Momente verblassen, während meine Beine vom Rand des Daches eines Hochhauses baumeln.

Doch plötzlich werde ich mit einem Ruck meinem Sitzplatz entrissen und ein junger Mann wirft sich stürmisch auf meinen nun liegenden Körper. Mit einem Messer in seiner rechten Hand holt er aus. Er scheint nicht zu zögern. Seine Augen schreien förmlich nach Zorn. Doch mir entweicht nur ein leichtes Lächeln.

"Endlich"

Mein Angreifer erstarrt bei meinem Wort, während sich seine strahlenden Augen weiten. Er zuckt kurz und zieht sich dann zurück. Ich richte mich langsam auf und klopfe den Dreck von meiner Kleidung. Ein überraschter Gesichtsausdruck kommt mir entgegen, woraufhin sich seine Lippen bewegen. Ich folge ihnen und beginne die Worte zu entziffern. Doch seine Frage lässt mich stutzig werden.

"Einer von euch?"

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Unterschrift von Jessica Weber
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