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Mein Kopf ist gefüllt mit dunklen Emotionen. Mir ist dieser Fakt vollkommen bewusst. Doch auch so egal. Denn eines dieser Gefühle hat mir eine Macht geschenkt, die ich dankbar angenommen habe. Ich bin kein bösartiger Mensch. Keineswegs.

Ich kann nur nicht mit ansehen, wie die Wesen, die sich um mich herum bewegen, mehr besitzen als mein eigenes Selbst. Der Anblick versetzt mich in Rage.

Plötzlich reißt mich das Zischen meines kleinen Begleiters aus meinem Gedankengang und ich finde mich in meinem Zimmer wieder. Sanfte Sonnenstrahlen scheinen auf mein Bett herab, weswegen ich mich beginne zurecht zu machen. Ein weiterer Tag beginnt. Ich schnalze einmal mit der Zunge, während ich meinen kleinen Begleiter aus seinem Terrarium heraushole. Erfreut schlängelt er meinen Arm entlang und macht es sich auf meinen Schultern bequem. Ein hämisches Grinsen entweicht mir, wenn ich nur einen Gedanken an den Ablauf des Tages verschwende.

"Das wird interessant"

Ein euphorisches Zischen kommt mir entgegen, woraufhin ich den Kopf meines Freundes tätschle. Kurz darauf werfe ich mir die schwarze Lederjacke über und verlasse die Wohnung.

Die Straßen sind mit Menschen aller Art gefüllt. Manchen lachen, andere unterhalten sich über ernstere Themen und viele versinken in ihrem üblichen Alltagsstress. Langsam verschaffe ich mir einen Überblick und entdecke kurz darauf einen Mann mittleren Alters, der seinem Telefonpartner lautstark von seinem Aktiengewinn erzählt. Sein unbeschwertes Lachen schallt in meinen Ohren, woraufhin eine meiner Augenbrauen zu zucken beginnt. Alles an seiner Situation lässt ein Gefühl in mir aufbrodeln, welches ich nicht wagte zu beschreiben. Doch ich hasse ihn für seinen Erfolg. Mein Blick wandert zu meinem Freund, welcher geradewegs zu dem Herrn schaut. Direkt entsteht ein Grinsen auf meinem Gesicht. Mein Blick dabei wieder starr auf den Gewinner gerichtet.

"Ich hasse seinen Erfolg"

Im Wink einer Sekunde ist mein Freund aus meinem Blickwinkel verschwunden und der Mann klappt plötzlich zusammen. Eine Passantin schreit vor Schreck auf. Doch zu diesem Zeitpunkt habe ich mich schon von dem Szenario abgewendet und werde den Geldbeutel des Mannes spielerisch in die Lüfte. Mein kleiner Freund wieder entspannt auf meinem Kopf liegend.

Leicht grinsend denke ich an meinen Aktiengewinn, als mir plötzlich ein lautes Rascheln entgegenkommt. Mein Körper erstarrt, während ich schlagartig einen Blick auf den Verantwortlichen werfe. Sein Hals, seine Finger und seine Ohren sind bestückt mit glänzendem Schmuck. Selbst die Brille, die er trägt, strahlt teures Gold aus.

"Ich hasse seinen Besitztum"

Meine Worte spreche ich klar und deutlich aus, doch mein Freund wird nur still und verharrt in seiner Position. Ich schaue fragend zu ihm auf, als sich mein Gegenüber langsam zu mir dreht und sich unsere dunklen Augen treffen.

"Und ich teile nicht"

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Unterschrift von Jessica Weber
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