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Ich öffne meine Augen und muss direkt mehrmals blinzeln. Dabei ist das Zimmer, in dem ich mich befinde, dunkel. Nur kleine Lichtstrahlen dringen durch die Jalousien durch. Doch mir ist bewusst, dass es mitten in der Nacht und dies meine Zeit zum Aufbrechen ist. Mit halb geöffneten Augen schaue ich mich langsam um. Meine Armen sind zu den Seiten ausgestreckt und ich spüre, wie sich mein Körper gegen jede erdenkliche Bewegung wehrt.

"Was eine Nacht",

flüstere ich der Dunkelheit entgegen und lasse danach ein Grollen entweichen. Schwerlich drücke ich mich hoch und streiche kurz darauf über meinen Nacken. Ein altbekanntes Knacken kommt mir zu Ohren, als ich mich etwas zu dehnen beginne. Erinnerungen an den Abend füllen meinen Kopf, während ich mich nach meinen Klamotten umschaue. Dabei bemerke ich, dass meine Begleitung schon verschwunden ist. Das Himmelbett des Hotelzimmers ist leer. Nur noch die durcheinandergeratene Bettwäsche weist auf die Abenteuer zurück. Ein Schnaufen entweicht mir bei diesem Bild. Mein Kopf schüttelt sich automatisch, während ich mir durch die Haare streiche.

Plötzlich nervt mich der Mangel an Licht. Ich schaue auf und finde den Schalter zur Nachttischlampe zu meinem Glück schnell. Die warme, gelbe Farbe überflutet das Dunkle und lässt mich die Augen für einen kurzen Moment zukneifen. Ein stechender Schmerz macht sich in meinem Kopf breit.

"Verdammter Alkohol"

Ich richte mich auf und strecke mich dabei. Das Zimmer ist verwüstet. Keine Ecke haben wir verschont. Die Geräuschkulisse der Vergangenheit klopft gegen mein Trommelfell und lässt mich tief durchatmen. Die Erinnerungen beginnen ebenfalls an meinen Nerven zu zerren. Hastig ziehe ich mir meine Unterwäsche über und werfe mich dann wieder zurück ins Bett.

"Was habe ich nur getan?"

Mein Blick gilt der grauen Decke. Ich versuche etwas in ihr zu entdecken, dass mich von meinen Gedanken ablenken kann. Doch vergebens.

Die Stille frisst sich durch die Leere meiner Selbst. Nur du konntest dieses Gefühl stoppen.

Mir entweicht ein erschöpftes Seufzen. Ich zwinge meinen Körper wieder dazu sich aufzurichten, damit ich meine restlichen Sachen sammeln und über ziehen kann. Einen Blick werfe ich auf mein Handy. Keine Nachricht lässt es erleuchten.

Kurz bevor ich das Zimmer verlasse, lässt mich ein Spiegel aufstocken. Meine Halspartie ist mit dunklen Flecken übersät. Und selbst der rote Lippenstift hat sich über meine Haut verteilt. Mit zittrigen Fingern streiche ich über meine eigenen Lippen, wodurch die gefährliche Farbe verschmiert. Ein Kuss. So unbedeutend. So hinreißend. So verzaubernd. Und doch so bedrohlich.

Es wird nie aufhören. Ob ich es nun will oder nicht. Dieses Lustspiel kann nicht mehr beendet werden. Ich werde den Kampf mit jeder neuen Nacht verlieren. So wie ich dich verloren haben.

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Unterschrift von Jessica Weber
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